Nachhaltige Stadtentwicklung in Mannheim – Eine Erfolgsgeschichte

Über das Projekt

Mit einer integrierten und nachhaltigen Entwicklungsstrategie gestaltet die Stadt Mannheim aktiv den Strukturwandel. Bereits seit 2000 unterstützt die EU dieses Vorhaben. Die Schwerpunkte der Maßnahmen liegen auf dem Auf- und Ausbau von zielgruppen- und nachfrageorientierten Angeboten wie Gründungs- und Kompetenzzentren sowie auf der Reaktivierung von Gewerbebrachen.

Vom strukturschwachen Standort …

Mannheim ist seit den 1970er Jahren extrem vom Strukturwandel betroffen. Im Produktionssektor wurden stark Arbeitsplätze abgebaut, der gleichzeitig wachsende Dienstleistungssektor konnte die Verluste jedoch nicht ausgleichen. So lag die Arbeitslosenquote 1997 in Mannheim bei 13,3 % (Presse-Information der Agentur für Arbeit, Mannheim) und die Stadt hatte über lange Jahre die höchste Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg.

Die Erfolgsgeschichte der Mannheimer EFRE-Förderung begann 1998. Aufgrund des Abbaus von Arbeitsplätzen in traditionellen Branchen stand die Stadt vor den drängenden Aufgaben, die Wirtschaftsstruktur zu modernisieren sowie die unbefriedigende Beschäftigungssituation und die daraus resultierende negative sozioökonomische Entwicklung zu verbessern. Strategisch konzentrierte sich die Wirtschaftsförderung darauf, günstige Rahmenbedingungen für neue wachstumsstarke Wirtschaftszweige zu schaffen und insbesondere die zielgruppenorientierte Existenzgründungsförderung auf- und auszubauen. Vor diesem Hintergrund legte die Stadt Mannheim im Jahr 1998 dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg ein Standortprogramm für „Beschäftigung und Innovation“ vor. Wie schon zwei Vorgängerprogramme beschrieb es eine Reihe konkreter Maßnahmen, zu denen u.a. die Revitalisierung untergenutzter oder brachliegender Gewerbegebiete zählte. Aufgrund dieser konzeptionellen Vorarbeit konnte die Stadt dem Wirtschaftsministerium erstmalig einen Antrag zur Aufnahme in das EU-Strukturförderprogramm „Ziel 2“ der Förderperiode 2000-2006 vorlegen – denn nur mit der Unterstützung der EU und des Landes Baden-Württemberg konnten die Projekte im städtischen Haushalt kofinanziert werden.

In enger Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg gelang es, in das Ziel 2-Programm 2000-2006 der Europäischen Union aufgenommen zu werden, dessen Finanzierung aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erfolgte. Mannheim war damit neben drei ländlichen Gebieten die einzige Großstadt in Baden-Württemberg, die Fördergelder über Ziel 2 erhalten sollte. Förderfähige Projekte mussten investive Maßnahmen sein, die nachhaltig Arbeitsplätze sichern bzw. schaffen und zur Verbesserung der Querschnittsziele Gleichstellung von Männern und Frauen, Chancengleichheit sowie Nachhaltige Entwicklung beitragen können. Für die Stadt Mannheim wurde zur Abgrenzung des Fördergebietes eine maximale Einwohnerzahl von 50.000 vorgegeben. Unter dieser Vorgabe definierte eine städtische Arbeitsgruppe ein Teilgebiet der Stadt, das die EU-Kriterien für ein Ziel 2-Fördergebiet erfüllte und gleichzeitig die Realisierung der vorgesehenen Projekte ermöglichte. In das Ziel 2-Gebiet fielen somit vor allem Industrie-und Gewerbegebiete sowie Bezirke mit einer nachweislich hohen Arbeitslosenquote und einer hohen Sozialhilfedichte.

Im Anschluss an die Ziel 2 Förderung wurden weitere EFRE-Maßnahmen im Programm Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (2007-2013) umgesetzt. Insbesondere die Entwicklung in den beiden Gebieten Jungbusch und Mannheim 21/ Glücksteinquartier zeigen eindrucksvoll den Erfolg der Fördermaßnahmen und ihren Beitrag zum Strukturwandel.

… zur Stadt der Gründungen und Innovationen

Für die nachhaltige Stadtentwicklung in Mannheim werden bereits in drei aufeinanderfolgenden EU-Förderperioden (2000-2006, 2007-2013 und 2014-2020) erfolgreich Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung eingesetzt. Damit wird neben der Brachflächenreaktivierung insbesondere in den Ausbau von insgesamt neun zielgruppenspezifischen Gründungs- und Kompetenzzentren investiert sowie in zahlreiche Begleitmaßnahmen, wie unter anderem den Risikokapitalfonds Beteiligungsfonds Wirtschaftsförderung Mannheim.

Zur Bewältigung der Herausforderungen war eine nachhaltige und integrierte kommunale Entwicklungsstrategie notwendig. Durch eine zukunftsorientierte Strategieentwicklung wurden folgende Bereiche in den Vordergrund der kommunalen Strukturpolitik gerückt:

  • Kultur- und Kreativwirtschaft, einschließlich Musikwirtschaft (Jungbusch, Textilerei und Neckarstadt West)
  • Technologieförderung (ehemals Mannheim 21/ heute Glückstein-Quartier und MAFINEX-Technologiezentrum)
  • Medizintechnologie (CUBEX 41 auf dem Gelände des Universitätsklinikums und CUBEX ONE als Kristallisationspunkt des Mannheim Medical Technology Campus)

Damit bekam die vom Produktionssektor geprägte Stadt Mannheim eine strukturelle und wettbewerbsfähige Neuausrichtung. Neben den zählbaren Ergebnissen der neuen Unternehmen und den zusätzlichen Arbeitsplätzen ist ein deutlicher Imagegewinn Mannheims als Stadt der Gründungen und Innovationen spürbar. Mannheim steht heute überregional für urbane Entwicklung, Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Technologie-Startups.

Dies soll anhand der beiden Gebiete Jungbusch und Mannheim 21/ Glückstein-Quartier beispielhaft gezeigt werden.

1. Beispiel Veränderung im Jungbusch

Der Wandel im Gebiet Jungbusch gelang durch die Maßnahmenschwerpunkte, die sich auf die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft bezogen. Angefangen mit dem Musikpark, einem Gründungszentrum für die Musikwirtschaft, gelang es, die Ansiedlung der Popakademie BW ebenfalls nach Mannheim zu holen. Seit 2014 ist Mannheim zudem „UNESCO Creative City of Music“ und arbeitet im internationalen Netzwerk mit. Mit dem Einzug der Studierenden, den Startups im Musikbusiness und dem weiteren Ausbau der Zentren Musikpark 2 (ungefördert), Erweiterung und Aufstockung der Popakademie sowie dem Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum C-HUB mit angeschlossener städtischer Galerie Port 25 entwickelte sich Zug um Zug ein durchmischter Stadtteil, der heute das Ausgehviertel in Mannheim geworden ist. Die Entwicklung im Stadtteil blieb nicht unbemerkt und private Investoren engagieren sich inzwischen ebenso in Bezug auf Wohnungssanierungen und tragen durch gastronomische Konzepte zur Weiterentwicklung des Stadtteils bei.

Veranstaltungsformate, wie der Nachtwandel zeigen, dass der Jungbusch vom Hafen- zum angesagten Szeneviertel wurde.

2. Beispiel Mannheim 21/ Glückstein-Quartier

Die Strukturentwicklung im Gebiet hinter dem Mannheimer Hauptbahnhof begann mit der Planung des MAFINEX-Technologiezentrums (1. BA) im Rahmen von Ziel 2 sowie mit untergenutzten Flächen der Bahn und sollte zur Entwicklung eines Dienstleistungsstandorts mit regionaler Bedeutung beitragen.

Zentral gelegen im Gebiet zwischen der Universität Mannheim und der Hochschule Mannheim war das Areal ideal für die Ansiedlung des MAFINEX-Technologiezentrums (Eröffnung 2008), das den Technologietransfer aus den Hochschulen und die Ansiedlung innovativer Technologie-Startups im Blick hat. 2015 wurde bereits ein zweiter Bauabschnitt des MAFINEX fertiggestellt. Mit über 60 Startups ist das Zentrum zum Hotspot der Innovation in Mannheim geworden. Startups treffen auf kompetente, inspirierende Gleichgesinnte und ein großes Potenzial möglicher Kooperationen. Aktuell entsteht als Bauabschnitt 2b die Spitze des Ensembles, das die Startup Flächen um ein Acceleration-Center für Kooperationsprojekte von Hochschulen, Startups und etablierten Unternehmen sowie ein TechLab (Makerspace) ergänzen wird.

Ein hoher Prozentsatz der Mieter zieht nach der befristeten Mietzeit im MAFINEX in neue Büroflächen in Mannheim um und etabliert sich am Standort. Eine besonders erfolgreiche Gründung ist z. B. Movilizer, ein IT-Unternehmen aus dem Zukunftsbereich „Internet der Dinge“ von drei Gründern, die ihr Unternehmen im MAFINEX erfolgreich gegründet haben. 2015 verkauften sie ihr Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern an einen großen internationalen Konzern. Heute beschäftigt das Unternehmen über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat seither seinen deutschen Hauptsitz dieser Einheit in Mannheim (https://movilizer.com/). Die drei Gründer haben inzwischen neue Unternehmen gegründet, die sie wiederum erfolgreich in Mannheim voranbringen.

Insgesamt entwickelt sich das ehemalige Gebiet Mannheim 21 und heutige Glückstein-Quartier zu einem attraktiven Dienstleistungsstandort in der Metropolregion Rhein-Neckar. In zentraler Lage am Hauptbahnhof von Mannheim wächst das neue Stadtquartier, das Arbeiten, Wohnen und öffentliches Leben ausgewogen verbindet. Moderne Büroflächen, hochwertiger Wohnraum und Begegnungsstätten für gesellschaftliches Leben prägen das Glückstein-Quartier. Ein Netz von Grünflächen und die Nähe zum Rhein sorgen für eine hohe Lebensqualität. Es entstehen neue Flächen für Büros und Dienstleistungen mit rund 170.000 m² Bruttogrundfläche (BGF), ca. 750 neue Wohnungen mit ungefähr 91.000 m² BGF, öffentliche Grünflächen und Plätze mit ca. 29.000 m² sowie Gastronomie und Kultur mit ca. 2.000 m².